Vom Klosterschüler zum Couleurstudenten
Zur Geschichte des Studententums
gewidmet
der Kantonsschulverbindung "KOLINA TUGIENSIS"
von Dr. Johann Brändle v/o Brunst
Die Geschichte des Studententums ist eine lange, vielfältige, wechselhafte und widersprüchliche, je nach Zeiten und Universitäten. Der Name "Student" kommt vom lateinischen Wort "studere", was übersetzt wird mit den Wörtern "bedacht sein auf etwas", "sich bemühen", "lernen", "studieren". Heute versteht man unter einem Studenten einen Schüler der Universität oder einer andern Hochschule, oft auch einen Gymnasiasten. Der Ausdruck "Student" kommt erst im 15. Jh. auf.
Mittelalter
Die ersten Universitäten entstanden im 12./13. Jh. aus alten Kathedral- und Klosterschulen. Es sind also geistliche Anstalten, da die Kirche seit der Völkerwanderung Hüterin des Wissens und der Rechtgläubigkeit war. Mit dem Aufkommen der Scholastik (von Aristoteles beeinflusste Philosophie und Theologie) und der Bettelorden, also der Dominikaner und Franziskaner, im 13. Jh. erwuchsen den traditionellen Kloster- und Bischofsschulen Konkurrenzunternehmen, die bald einmal ungeheuren Zustrom erhielten. Gab es im 12. Jh. nur die Universitäten von Bologna, Oxford und Paris, so entstanden im Europa des 13. Jhs. 16, im 14. Jh. 25 und im 15. Jh. 32 neue Universitäten.
Als Beispiel diene uns die Universität Paris, um 1200 gegründet. Sie hatte bald einmal 4 Fakultäten:
Artes liberales (die "7 freien Künste" der Antike: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik); Studiendauer 6 Jahre.
Kanonisches Recht; Studiendauer ca. 5 Jahre.
Medizin; Studiendauer ca. 5 Jahre.
Da die traditionellen Pariserschulen dem Bischof und/oder seinem Kanzler unterstanden, waren die oft von weither gereisten Professoren bzw. die Bettelmönche und die Schüler der neuen scholastischen Richtung ziemlich rechtlos. So schlossen sich Studenten und Professoren zu neuen rechtlichen Körperschaften zusammen. Diesen Zusammenschluss nannte man Universitas: universitas magristrorum et scholarium. Die Mitglieder waren nicht ortsgebunden, sie kamen von überall her, waren also international. Die Graduierten erhielten die licentia ubique, das Recht, in der ganzen Christenheit zu lehren. Die von der Kirche beanspruchte geistlich-geistige Universität beruhte auf der Gemeinsamkeit von
Wegen ihrer Internationalität taten sich in der Artistenfakultät Professoren und Studenten zu sogenannten Nationes zusammen:
Die Vorsteher der Nationen waren die Prokuratoren, an der Spitze der Rektor.
Da die Schulen ja eine kirchliche Angelegenheit waren, beanspruchten die Päpste die Schutzherrschaft darüber bzw. die Schulen rekurnerten an die Päpste, und diese verliehen ihnen meistens zum Aerger der Bischöfe die entsprechenden Privilegien, garantierten die Universitäten und ihre Universalität und dehnten schliesslich den universitären Gerichtsstand auch auf die im Laufe der Zeiten neugeschaffenen Rechts- und Medizinalfakultäten aus. Da aber die Artistenfakultät als allgemeine Voraussetzung für die Studien an den andern Fakultäten die grösste war, hatte sie auch stets bestimmenden Einfluss bei der Wahl des Rektors. Mit den Päpsten wetteiferten dann auch die Kaiser und Könige mit der Erteilung von Privilegien. Da die Universitäten einen eigenen Gerichtsstand hatten, kam es im 13. und 14. Jh. oftmals aus wirtschaftlichen Gründen zu Auseinandersetzungen mit dem französischen König, den Bischöfen und vor allem mit der städtischen Bevölkerung, was gelegentlich bis zu einem allgemeinen Auszug aus der Stadt ging. Dies führte bei der grossen Anzahl von Professoren und Studenten zu schweren wirtschaftlichen Wirren. Aber auch die Konkurrenz, die die Professoren gegeneinander ausspielten, führte oft zu heftigen Auseinandersetzungen und Schlägereien. Oft exkommunizierten sich die Professoren in der wilden Auseinandersetzung über die richtige Textinterpretation gleich gegenseitig.
In Bologna, berühmt durch die Rechtsfakultät (Römisches und Kanonisches Recht), wo im 13. und 14. Jh. ebenfalls wie in Paris weit über 10000 Studenten eingeschrieben waren, konnten nur die Studenten in den Nationes inkorporiert werden, was dazu führte, dass alle Universitätsämter, auch das Rektorat, in studentischen Händen lagen. Selbst die Professoren wurden von den Studenten gewählt. Allerdings musste der Rektor wegen der Gerichtshoheit dem geistlichen Stand angehören, - aber er war Student. So kam es, dass einmal bei der Prüfung auch der Rektor durchfiel.
Die Hörsäle befanden sich ursprünglich in den grossen Räumen der Klöster, also nicht in einem Universität genannten Haus; seit dem 15./16. Jh. in den Wohnhäusern der Professoren oder besser gestellter Bürger, und dies bis ins 19. Jh. hinein. Bei universitären Vollversammlungen (bei kirchlichen Festen, Wahlen, Prüfungen) war man Gast in irgendeiner Klosterkirche oder in der Kathedrale.
Die Kleidung der Professoren und Studenten war geistlich (les clercs, Klerus , Kleriker). Mit dem Aufkommen des städtischen Humanismus und der Renaissance im 15. Jh, versuchten sich die Weltlichen (Juristen und Mediziner) vom geistlichen Kleid zu befreien, wie nun auch das Wort "Student" das ältere "clericus" oder "scholaris" verdrängte. Man zog nun das modische Kostüm vor, mit halboffenen Seidenärmeln, Schnallenschuhen, Wams und einem Hut mit wehenden Federn, alles bunt und verziert. Die meisten aber behielten das geistliche Gewand. Das musste man auch, wenn man in Kollegien oder Stiften einquartiert war.
Wer nicht in Klöstern oder Mietwohnungen lebte, versuchte in einem Kollegium unterzukommen. Paris hatte um 1500 etwa 50 Kollegien. Das älteste, schon 1250 von König Ludwig d. Hl. gegründet, und auch berühmteste war die Sorbonne. Diese Kollegien boten nicht nur z.T. unentgeltliche Unterkunft und Pension, sondern führten oft eigene Lehrveranstaltungen durch und hatten eigene Bibliotheken., - wie die Sorbonne in Paris heute noch. Das Kollegsystem - in Italien übrigens unbekannt - ist in England ja auch heute noch wichtig, denken wir nur an Oxford oder Cambridge.
Die Stifte florierten besonders in Deutschland; es sei an das Tübinger Stift erinnert, in dem einst Hegel, Schleiermacher und Hölderlin einen heiligen Freundschaftsbund beschworen. Daneben gab es sogenannte Bussen, grosse Gemeinschaftswohnungen für Studenten. In Deutschland gab es bis ins 17. Jh. den Bursenzwang. Wer nicht in einem Stift Unterkunft fand, musste in die Busse. Das lateinische Wort "bursa" bedeutete ursprünglich Beutel, Geldbeutel; dann meinte man damit einen Raum, in dem die in Gemeinschaft lebenden Studenten wohnten, schliesslich die Studenten selber. So wurde das lateinische "bursa" zu Bursch, Burschen. Man denkt hier unwillkürlich an die analogen Wortbildungen wie bei Kamerad, Frauenzimmer, Geselle.
Vagantenpoesie
Bei der riesigen Anzahl von Studenten gab es auch solche, besonders in Italien und Frankreich, die kein festes Unterkommen fanden, die auf Almosen angewiesen waren und , ohne sich besonders den Studien zu widmen, herumzogen, durch die Lande, von Universität zu Universität. Man nannte sie bald einmal Vaganten (ursprünglich Herumziehende, von lateinisch "vacare" = Leute, die freie Plätze suchen; vgl. frz. "vacances"). Es war dies ein eigentliches Theologenproletariat. Da die mittelalterliche Gesellschaftsordnung auf Personenverbänden, die ja Schutz-, Rechts- und Friedensgemeinschaften waren, beruhte, genossen die Vaganten kein soziales Ansehen. Mit ihren Trink-, Liebes- und Spottliedern schufen sie eine eigene Poesie, die Vagantenpoesie. Man denke an die berühmte Liedersammlung der "Carmina burana", z.B. "Meum est propositum in taberna mori". Da gab es sogar Parodien auf die katholische Messe. Eine solche Parodie begann z.B. mit einer "exhortatio ad potendum". Dann folgte das Gebet: "O Gott, der Du durch die Menge des Weines viele Köpfe schwergemacht hast, wir bitten Dich, Du wollest denen, die am Abend fröhlich sind, auch am nächsten Morgen beistehen. Um unseres Herren Bacehus willen. Stramm." Dann folgte eine Parodie auf das "Vater unser": "Unser Trank, der du im Becher bist ...und führe uns nicht in schlechte Kneipen, sondern verschone uns davor. Stramen."
Humanismus, Reformation, 16. -18. Jh.
Die Humanisten und Reformatoren übten übrigens scharfe Kritik am studentischen Leben und ihrer Ausbildung. Von "Mördergruben"; "Teufelssynagogen", "Höllenpforten", "Hurenanstalten" ist da immer wieder die Rede..
Unter dem Einfluss der Humanisten, Reformatoren und Landesfürsten lockerten sich im 16. und 17. Jh. die Bindungen an die klerikale Autorität im deutschen Sprachraum. Literaturgeschichtlich bekannt ist ja, wie der würtembergische Herzog Karl Eugen in Opposition zur Universität Tübingen seine "militärische Pflanzschule" 1775 nach Stuttgart verlegte, wo die Studenten neben Jurisprudenz auch Medizin studieren konnten, was Schiller veranlasste, zu diesem neuen Studienfach überzuwechseln, weil die Medizin kühner und, wie er sich ausdrückte, "der Poesie verwandter sei als alle übrigen". Die Landesfürsten werden nun Herren der Universität, frei und unabhängig von päpstlicher Zustimmung.
Die Professoren näherten sich - oft sehr servil - den höfischen Instanzen und Privilegien; sie lösten sich aus den traditionellen Gemeinschaften mit den Studenten, so dass diese dann, in ihren Rechten oft stark beschnitten, neue eigene Vereinigungen bilden mussten. Und wenn die Adligen ihre Söhne an Universitäten schickten, dann bildeten sie oft "den trinkenden und duellierenden Boden Satz der juristischen Fakultät", nachgeahmt von Söhnen der reichen Händler und Advokaten.
Die weltlichen Professoren, deren Gehalt meistens sehr karg bemessen war, nahmen nun immer häufiger Studenten in Kost und Logis; sie verkauften also "zum jeweiligen Fachwissen noch Wein und Bier". Dass solche Existenznöte oftmals seltsame Blüten hervorbrachten, wissen wir nicht nur aus Lichtenbergs "Sudelbüchern", sondern auch aus einer Bemerkung von Ernst August, König von Hannover (1838): "Professoren, Huren und Ballettänzerinnen kann man überall für Geld haben."
Zur Geschichte der Burschenschaften
Damit beginnt eigentlich die Geschichte des Burschentums; denn die zu den jeweiligen Nationen gehörenden Studenten wurden gezwungen, in die Nationalkollegien einzutreten: Die neu Eintretenden mussten zuerst ihr Pennaljahr abverdienen, wobei sie von den älteren Studenten oft grausam gequält und finanziell schamlos ausgebeutet wurden. Noch der Reichstag 1654 musste siczh mit diesem Pennalismus beschäftigen. Die Nationalkollegien wurden abgeschafft. Heute versteht man unter einem Pennäler meistens einen Gymnasiasten.
So bildeten sich gegen Mitte des 18. Jahrhunderts die Landsmannschaften. Das waren studentische Vereinigungen, die für Ehrensachen (Beleidigungen, Duelle), Festlichkeiten und für die eigene Geselligkeit sich eigene Gesetze gaben (Komment) und durch ihr geschlossenes Auftreten die übrigen Studenten, die Finken, Kamele, Wilden, Obskuranten, beherrschten, so dass viele es vorzogen, den Landsmannschaften wenigstens als ausserordentliche Mitglieder (Konkneipanten) beizutreten.
Aus den Lansdsmannschaften und Orden, auf die nicht weiter eingegangen werden soll, gingen dann im Zusammenhang mit den napoleonischen Wirren und Befreiungskriegen die sogenannten Corps hervor, die bis weit ins 19. Jahrhundert unter dem landsmannschaftlichen Prinzip ihre Mitglieder warben. Von den Orden übernahmen die Corps die Freiwilligkeit des Beitritts, die straffe Organisation und insbesonders das Lebensprinzip, d. h., und das war neu: wer einer Verbindung beitrat, blieb deren Mitglied bis zum Tod. Ihre Prinzipien waren Ehre und Freundschaft; sie lehnten jegliche politische und religiöse Beeinflussung ab. Sie trugen Farben und fochten Mensuren.
Im Gegensatz zu den Corps sind die Burschenschaften zu erwähnen. Sie entstanden unmittelbar unter dem Eindruck der Napoleonischen Freiheitskriege und unter dem Einfluss des Turnvaters Jahn, - zuerst 1815 in Jena. Die Bewegung breitete sich rasch über fast alle deutschen Universitäten aus. Sie bekämpfte die als Roheit empfundenen alten Studentenbräuche, besonders die Auswüchse des Pennalismus, bekannte sich zu christlich-vaterländischen Idealen und erhob den Ruf nach staatlicher Einheit der Nation.
Ein erster Höhepunkt dieser Bewegung, der sich auch viele Professoren anschlossen, war das Wartburgfest 1817 zum Andenken an die Reformation und den 4. Jahrestag der Schlacht bei Leipzig. Ihre Mitglieder beigeisterten sich für das aufkommende liberale Ideengut.
Wegen ihrer liberalen Gesinnung und weil am Schluss des Festes reaktionäre Bücher und Symbole, ein Zopf und der Prügelstock des Korporals, dem Feuer übergeben wurden, erregten sie das Misstrauen der von Metternich geführten restaurativen Regierungen. Und als schliesslich 1819 der Burschenschaftler Karl Ludwig Sand den deutschen Dichter und russischen Staatsmann Kotzebue in Mannheim ermordete, bot das Metternich die Gelegenheit, mit Hilfe der Karlsbader Beschlüsse die liberale Studentenschaft und die Pressefreiheit zu bodigen und die Universitäten streng zu überwachen. Harte Bestrafungen, z.T. Todesurteile, waren die Folge.
Indes lebten die Burschenschaften im Geheimen weiter und waren 1830 bei der Juli-Revolution wieder zur Stelle. Als dann 1832 Studenten die Frankfurter Hauptwache stürmten, war das für Metternich, unterstützt von den Preussen und Russland, das Signal, um zur z. Demagogenverfolgung zu blasen. Das Kammergericht in Berlin verurteilte allein zwischen 1834 und 1836 über 200 Studenten wegen umstürzlerischer Tätigkeit. Aber auch die 48er Revolution führte zu keiner Lösung, wie sehr die Universitätswelt eine solche auch erhofft hatte. In der Paulskirche im Frankfurter Parlament wimmelte es nur so von glänzenden Professorengesichtern, die sich schliesslich wohl oder übel aus der politischen Arena in die "Welt der Gelehrsamkeit" zurückzogen, - bei eingeschränkter Freiheit und staatlicher Diszinlingewalt.
Couleurstudententum
Mit der Zeit hörte die Behinderung der Burschenschaften auf. Sie glichen sich immer mehr den schon erwähnten Corps an und verbürgerlichten dann bei der Einigung unter Bismarck, so dass wir von der z. Hälfte des 19. 3hs. an diese Corps und Burschenschaften unter dem Begriff farbentragende Studentenverbindungen zusammenfassen können, deren Mitglieder wir Coleurstudenten nennen. Die meisten Verbindungen gaben sich latinisierte Namen, wie Teutonia, Alemania, Borussia, in der Schweiz Zotingia, Helvetia, Burgundia, Turicia, Manessia usw., Coleurstudenten, weil die Mitglieder stets Coleurs, d. h. farbige Mützen und ein farbiges Band trugen. Dazu kommen noch eine ganze Reihe vonsvmbolischen Gegenständen.
Nach der Mitte des 19. Jhs. entstanden neue studentische Verbindungen mit Sonderbestrebungen, nämlich. Sänger- und Turnerschaffen. Im übrigen boten diese deutschen Studenten- und Altherrenverbände ein getreues Sviegelbild der herrschenden Politik. Diese Epoche war die Blütezeit des Couleurstudententums.
Aber dann kam in Deutschland Adolf Hitler an die Regierung, wobei schon in den frühen 30er Jahren die Verbindungen von rücksichtslosen NS-Gruppierungen unterwandert und bekämpft wurden. 1935 musste die Deutsche Burschenschaft auf der Wartburg sich selbst auflösen.
Nach 1945 erwachten die Couleurverbindungen wieder zu neuem Leben. Dies gilt natürlich nur für Deutschland, - denn in der Schweiz erlitt das Couleurstudententum während der Nazizeit keinen Unterbruch, im Gegenteil: es darf durchaus als ein Bollwerk gegen den Faschismus bezeichnet werden.
Die studentische Krise Ende der 60er und anfangs der 70er Jahre hat das Couleurstudententum schwer getroffen. Viele Verbindungen mussten ihren Betrieb wegen ,Personalmangel" schliessen. Jetzt aber zeichnet sich eine neue, hoffnungsvolle Renaissance ab.
Zum Couleurstudententum in der Schweiz
Was Sitten und Brauchtum betrifft, ist es weitgehend eine deutsche Kopie, studierten doch im 18. und 19. Jh. fast alle Schweizer Studenten an deutschen Hochschulen, wo sie sehr häufig in die deutschen Verbindungen eintraten. Hier liegt wohl auch der Grund für die krasse Polarisierung der Deutschschweizer gegen die Westschweiz während des 1. Weltkrieges. Die Schweiz hatte ja nur eine Universtität, die nicht einmal besonders berühmt war: Basel, 1460 gegründet (Basel ist aber erst 1501 in die den Bund der Eidgenossenschaft aufgenommen worden). Zürich erhielt erst 1833 eine Universität, Bern um 1834, Genf um 1873, Freiburg 1889, Lausanne 1890.
Die schweizerischen Studentenverbindungen haben alle typische nationalschweizerische Eigentümlichkeiten. Eine erste besteht darin, dass die schweizerischen Studentenverbände sehr häufig Zentralvereine mit örtlichen Sektionen waren und sind. Des weitem kennen sie auch theologische Akademien, technische Sektionen und Oberstufen der Gymnasien. Schliesslich ist die Vollmitgliedschaft auf Schweizer beschränkt.
Die älteste Verbindung in der Schweiz ist die Zofmgia, 1819 gegründet. Der Name kommt von der Ortschaft Zofingen, halbwegs zwischen Zürich und Bern, wo sich die im Ausland studierenden Schweizer in den Ferien trafen. Sie betonten das christliche Gedankengut; sie wollten, dass alle Studierenden ab 17 Jahren, ob reformiert oder katholisch, Mitglieder würden. Aber schon 1832, im Zusammenhang mit den Basler Wirren, kam es zur Trennung. Die Helveter, die sich für radikal-liberale Ideen begeisterten, bildetetn einen eigenen Verband.
1841 wurde der Schweizerische Studentenverein gegründet. Er besteht heute aus 62 Sektionen in 38 Orten. Zweck dieses Vereins bei der Gründung war die Aussöhnung des kath.-konservativen Volkes mit dem national-liberalen Bundesstaat 1848. Seit 1968 ist es den einzelnen Sektionen überlassen, auch Studentinnen als couleurtragende Vollmitglieder aufzunehmen. Der Verband zählt auch viele Gymnasialsektionen.
Daneben gibt es noch viele andere Couleurverbindungen. Denken wir nur etwa an die Zürcher Singstudenten.
Doch das schweizerische Couleurstudententum würde ein eigenes und sehr langes Kapitel verlangen. Nur noch das eine: in der Schweiz gibt es viele Kantonsschulen und Gymnasien, welche z. T. völlig eigenständige Couleurverbindungen haben, - den universtitären durchaus gleichgeachtet. Eine davon ist die KOLINA TUGIENSIS.
So kann ich nur noch sagen: KOLINA VIVAT, CRESCAT, FLOREAT!
Rechtzeitig zum ersten Stiftungsfest der KOLINA TUGIENSIS am 13. April 1926, überreichte Msgr. Professor Dr. Johannes Kaiser, Lehrer an der Kantonsschule Zug, erster Protektor von Amtes wegen und späterer Präsident und Ehrenmitglied der KOLINA, das Verbindungslied:
Couleurstrophen (Msgr. Prof. Dr. Johannes Kaiser) Blau und weiss, ihr frohen Brüder, sind der Füxe Freud und Lust. Edle Farben, heit're Lieder liebt das Herz in junger Brust. Füxlein voll von Jugendwonne schau'n wir mutig in die Welt, auf, zur klaren reinen Sonne: uns gehört die weite Welt! Seiner Heimat teure Fahne schwingt der Held auf blut'gem Feld. Sei gepriesen, starker Ahne, sei zum Sinnbild auserwählt uns, den frohgemuten Jungen mit dem blau-weiss-blauen Band auf der Brust, von Lieb durchdrungen, treu zu Gott und Vaterland! Einst in frohen Jugendtagen hab' ich der Kolina Band stolz auf meiner Brust getragen. Ob die Zeit auch rasch entschwand: Klingt noch immer junges Fühlen in der Seele mächtig nach, weist das Herz nach hohen Zielen: Jugendfeuer! Bleib' mir wach! |